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KursWechsel am Städt. Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Köln

Die Fortbildung für Lehrer*innen zum Thema Plastikmüll in den Meeren

In der Aula des Städt. Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums in Köln fand am 25. September 2018 eine Fortbildung zum Thema Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll für Lehrer*innen statt. Das Besondere daran – die Fortbildung wurde von zehn Schüler*innen aus der 8. Klassenstufe geplant, vorbereitet und umgesetzt. 

Den Schüler*innen war es sehr wichtig, den Schwerpunkt der Fortbildung nicht allein auf das Problem des Plastikmülls in den Meeren zu legen. Sie spannten den Bogen weiter und wollten mit ihren Lehrer*innen bewusst auch über Nachhaltigkeit, die 17 globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und gemeinsame Lösungsansätze sprechen.  

Plastikmüll im Meer: Eine allgemeine Einführung und individuelle Bewusstmachung

Nach einer kurzen Begrüßung führten zwei Schüler mit Hilfe einer Soziometrie-Übung in das Thema ein und gaben den teilnehmenden Lehrer*innen eine erste Möglichkeit, sich zu positionieren. Lehrer*innen und Schüler*innen diskutierten neben Fragen zum Plastikverbrauch auch allgemeinere Nachhaltigkeitsfragen aus dem Bereich Mobilität („Nehmen Sie morgens das Auto, um zur Schule zu kommen?“) und Ressourcenverbrauch („Denken Sie, Sie verbrauchen viele Ressourcen für Ihren Unterricht?“). Ein Lehrer brachte anschließend auch eine eigene Frage ein, die er an seine Kolleg*innen richtete: „Benutzt ihr Einweg-Kaffeebecher oder bringt ihr eure eigene Tasse mit in die Schule?“

Für den ersten Teil der Fortbildung hatten die Schüler*innen umfangreiche Informationen für die Teilnehmer*innen vorbereitet, u. a. zur Geschichte des Materials Plastik, wie es zu einem Massenmaterial und schließlich zu einem Problem für die Meere wurde, zu Meeresbewohnern und Meeresstrudeln. Die Schüler*innen kombinierten die Fortbildungseinheiten zur Informations- und Wissensvermittlung mit aktiven Methoden, in dem sie ihre Lehrer*innen einluden, sich selbst einzubringen und den Plastikgebrauch wie -verbrauch bewusst zu machen. So sollten die Lehrer*innen jeweils einen Gegenstand aus Plastik aus ihrer Tasche nehmen und vorstellen. Es folgte eine Reflexion über die Verbreitung des Materials in unserem Alltag. Jede*r fand schnell einen Alltagsgegenstand aus Plastik. Neben Plastikflaschen waren dies auch Dinge wie zum Beispiel ein Brillenetui oder Kugelschreiber. Schnell wurde deutlich, dass die Nutzungsdauer der Gegenstände stark variiert.

Plastik in der Schule – Was können Schüler*innen und Lehrer*innen gemeinsam tun?

Nach einer Pause klärten die Schüler*innen im zweiten Teil der Fortbildung ihre Lehrer*innen mit Hilfe eines Ratespiels über Mikroplastik in Kosmetika auf und gaben einen Input zu Recycling. 

Schließlich folgte eine Gruppenarbeit, in der die Lehrer*innen Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten erarbeiteten, für einen bewussteren Umgang mit Plastik bzw. die Vermeidung von Plastikmüll in der Schule. Gemeinsam mit den Schüler*innen wurden einige der Vorschläge nochmals diskutiert. Besonderen Handlungsbedarf sahen die Schüler*innen wie auch die Lehrer*innen in der Umgestaltung des Schulkiosks. Da hier ein Betreiber-Wechsel geplant ist, besteht eine gute Chance, diesen zukünftig nachhaltiger und plastikfreier zu gestalten. Eine weitere Idee bezog sich darauf, bei Schulveranstaltungen zukünftig bewusster auf plastikfreie Alternativen zum Beispiel im Verkauf zu achten. Die Lehrer*innen griffen auch nochmals die Frage der Schüler*innen aus der Soziometrie-Übung auf und überlegten gemeinsam, wie Ressourcen im Unterricht gespart werden könnten. So zum Beispiel durch die Umstellung auf digitale Materialien und die Reduktion von anfallenden Kopien im Unterricht, etwa durch doppelseitiges Bedrucken und die Verwendung von Recycling-Papier.

Feedbackrunde und Stimmen zu KursWechsel

Zur Auswertung ihrer Fortbildung hatten die Schüler*innen einen Feedbackbogen entwickelt und baten die Teilnehmenden diesen am Ende der Fortbildung auszufüllen.

Die Lehrer*innen lobten abschließend die gelungene Veranstaltung, insbesondere die Methodenvielfalt und das souveräne Auftreten der Schüler*innen.

„Es war eine runde, gelungene Veranstaltung. Ich habe einiges gelernt und bin begeistert über euer Engagement.“ 
Feedback einer teilnehmenden Lehrerin

„Die Vermittlung mit Spielen, Vorträgen und kleinen Filmen ist gut gelungen.“
Feedback eines Lehrers

„Mir hat euer Engagement besonders gut gefallen und dass ihr uns Lehrer*innen zum Denken angeregt habt!“
Feedback eines*r Lehrer*in


Wie kam es zum KursWechsel am Städt. Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium?

Kurz vor dem Schuljahreswechsel zum Schuljahr 2018/19 meldete sich eine interessierte Lehrerin aus Köln, die gerne zum Thema Plastik in den Meeren mit ihren Schüler*innen arbeiten wollte. Im Internet war sie auf das Modellprojekt KursWechsel aufmerksam geworden und war begeistert davon, die Rollen einmal mit den Schüler*innen zu tauschen. So sicherte sich das Städt. Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium den letzten Teilnehmerplatz im Modellprojekt.

Zu Beginn des neuen Schuljahres fanden am 19. und 20. September 2018 – eine knappe Woche vor der Fortbildung für Lehrer*innen – zwei ganztägige Workshops mit zehn engagierten Schüler*innen statt, organisiert und durchgeführt von BildungsCent. Teilweise hatten sich die Schüler*innen schon vorher mit anderen Nachhaltigkeitsthemen wie z. B. Klimaschutz beschäftigt und brachten eine große Motivation für das Thema und viel Energie für die Workshops mit. 

Workshop I in Köln – Eine inhaltliche Einführung

Angeregt durch die Aussage „Ich kann mir ein Leben ohne Plastik vorstellen.“, zu der sich die Schüler*innen in einer Soziometrie-Übung positionieren sollten, wurde gleich zu Beginn des ersten Workshops viel diskutiert. Es ging um Fragen wie zum Beispiel, ob ein Leben ohne Plastik eigentlich möglich und wünschenswert wäre. Ein kleiner Input sowie eine Bilderreise beleuchteten anschließend noch einmal Vor- und Nachteile von Plastik sowie Probleme, die durch das Material entstehen, aber auch Lösungsmöglichkeiten für den Umgang. 

Ein Experte beantwortet Fragen

Ein großes Highlight des Workshops war am Nachmittag der Experten-Besuch von Dr. Henning Wilts, der vom Wuppertal Institut nach Köln angereist war. Dr. Henning Wilts erzählte von seiner spannenden Arbeit als Abteilungsleiter für das Themengebiet Kreislaufwirtschaft. Bereits seit 20 Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Abfall. Seine Schwerpunkte sind Abfallvermeidung und Abfallwirtschaft, Stoffströme, nachhaltiges Ressourcenmanagement und sinnvolle Wiederverwertung. Aktuell ist Dr. Henning Wilts gefragter Gesprächspartner in Film- oder Radiobeiträgen, Fachzeitschriften und dient als Berater für Politik und Wirtschaft, um das drängende Nachhaltigkeitsthema Plastikmüll im Meer zu besprechen. Die Schüler*innen nutzen das ca. einstündige Experten-Gespräch, um ihre vielfältigen Fragen loszuwerden. Dabei ging es um Fragen zu seiner Arbeit, seinem Engagement, aber auch persönlichen Handlungsoptionen im Alltag eines Experten, so zum Beispiel: 

Was hat Sie dazu bewegt, sich mit dem Thema beruflich und am Wuppertal Institut zu beschäftigen?

Könnte es helfen, wenn Plastik teurer wäre?

Schaffen die Kosten, die Unternehmen für Müll bezahlen müssen, einen Anreiz für diese, den Müll ins Ausland zu schaffen?

Was tun Sie, um Plastik zu vermeiden?

Was passiert mit dem Müll, der bei Müllsammelaktionen aufgesammelt wird?

Haben Sie schon einmal einen Müllteppich gesehen?

Dr. Henning Wilts antwortete auf all die Frage sehr ausführlich und anschaulich, hatte viele praktische Beispiele für die Schüler*innen parat und gab auch einen Einblick in seine internationalen Tätigkeiten und berichtete aus anderen Ländern und den entsprechenden Herausforderungen und dem Umgang mit Plastikmüll vor Ort. 

„Mir hat sehr gut gefallen, dass wir uns mit einem Experten unterhalten und ihm Fragen stellen durften“,
so eine teilnehmende Schülerin nach dem Gespräch.

Drei Gruppen – drei Themen

In drei Kleingruppen vertieften die Schüler*innen am Nachmittag drei Themenbereiche, in dem sie sich zunächst durch eine Aktion dem Thema näherten und dann eigenständig und mit Hilfe des KursWechsel-Kartensets Informationen zum Thema recherchierten. Ziel war es, die einzelnen Themenbereiche genauer zu betrachten und das so erlangte Wissen mit den Mitschüler*innen zu teilen und sich so bereits auf die anstehende Fortbildung für die Lehrer*innen vorzubereiten. Die Schüler*innen konzentrierten sich auf die Schwerpunktthemen: Meeresbewohner, Recycling und Verpackung.

„Ich habe viel darüber gelernt, wie schlimm Plastikmüll ist und was man tun kann“,
so reflektierte eine teilnehmende Schülerin den Tag

Workshop II – Was sollen unsere Lehrer*innen lernen und vor allem wie?

Am 2. Workshoptag planten die Schüler*innen ihre Fortbildung für ihre Lehrer*innen. Wichtig war ihnen, möglichst viele der Informationen, die sie dazugelernt hatten, an ihre Lehrer*innen weiterzugeben und auch Bilder der Problematik von Plastikmüll im Meer zu zeigen. Nachdem sich die Schüler*innen gemeinsam auf einen Ablaufplan für die Fortbildung geeinigt hatten, ging es an die Ausarbeitung der einzelnen Themen und Methoden. Schwerpunkte der Fortbildung sollten die Bereiche Meeresbewohner und Recycling sein. In Kleingruppen konzipierten die jeweils verantwortlichen Schüler*innen die einzelnen Inhalte und entsprechenden Methoden wie auch Materialien mit Hilfe von eigenständigen Internetrecherchen und den KursWechsel-Karten und arbeiteten diese aus. Zum Tagesabschluss fand eine Generalprobe der Fortbildung statt und das Feedback der Mitschüler*innen und von BildungsCent konnte in die Umsetzung der Fortbildung für die Lehrer*innen in der folgenden Woche einfließen. 

„..ich freue mich schon auf die Fortbildung!“,
so die Vorfreude eines teilnehmenden Schülers nach dem 2. Workshoptag.

Wie geht es an der Schule weiter?

Zum jährlichen Tag der offenen Tür hat sich die KursWechsel-Gruppe zusammengetan und die Besucher*innen über das Projekt und das Thema Plastikmüll im Meer informiert.
Durch die eigene Herstellung und den Verkauf von Bienenwachstüchern beim Tag der offenen Tür haben die Schüler*innen zusätzlich einen konkreten Alltagstipp zur Vermeidung von Einweg-Plastikverpackung gegeben. Das Thema und die Informationen wurden insbesondere von Eltern sehr gut angenommen.

Im neuen Jahr ist eine 2. Fortbildung für Lehrer*innen geplant, in der auch Mitschüler*innen wie auch Eltern zu dem drängenden Nachhaltigkeitsthema unserer Zeit informiert und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden sollen. 

Der neue Schulkiosk soll nachhaltiger gestaltet werden. 

In Zusammenarbeit mit dem Hausmeister soll das Thema Nachhaltigkeit allgemein in der Schule bzw. der Schulumgebung mehr Beachtung finden und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und umgesetzt werden.

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Experte

Dr. Henning Wilts
Abteilungsleiter für das Themengebiet Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH in Wuppertal  

Umsetzungszeitraum

September 2018 bis Februar 2019